
Das große Reppa Münzen-Lexikon
Orden
1. Von lat. ordo (Regel, Stand, Reihenfolge, Ordnung), bezeichnet Gemeinschaften, die sich einer Lebensform nach bestimmten Regeln unterworfen haben. Fast alle Religionen haben religiös motivierte Lebensgemeinschaften ausgebildet. Im Christentum entwickelten sich aus der Askese der Einsiedler die Regeln mönchischer Gemeinschaften nach den Grundsätzen der Armut, Ehelosigkeit und des Gehorsams in Klöstern. In den Zeiten der Kreuzzüge (12./13. Jh.) bildeten sich "zum Schutz der Pilger" Ritterorden, denen auch Ländereien zufielen. Der um die Jahrhundertwende (11./12. Jh.) gegründete Johanniterorden pflegte ursprünglich in einem von Kaufleuten aus Amalfi gestifteten Spital in Jerusalem Kranke und Pilger. Nach dem Fall Jerusalems (1187) fand die zum Ritterorden umgewandelte Gemeinschaft Zuflucht in der Festung Margat, in Akkon (frz.: St. Jean d'Accre) und auf Zypern. Um 1310 gelangte der Orden in den Besitz der Insel Rhodos, nach deren Verlust (1530) in den Besitz der Insel Malta. Auf beiden Inseln übte der Großmeister des Ordens auch das Münzrecht aus. Nach der Vertreibung von Malta durch Napoleon (1798) lebte der Orden in Russland, Deutschland, Österreich und England fort, bis er sich im 19. Jh. reorganisieren konnte. Seitdem befindet sich der Sitz des Großmeisters in Rom. In Deutschland existiert ein katholischer (Malteserorden) und ein 1812 von preußischen Adligen gegründeter evangelischer Zweig des Ordens, die sich beide karitativen und pflegerischen Aufgaben zugewendet haben.
Der jüngere Deutsche Orden (Deutscher Ritterorden, Deutschherren-, Marienritterorden) wurde 1190 von deutschen Kaufleuten als Spitalbrüderschaft von Akkon gegründet und 1198 in einen Ritterorden umgewandelt. Der Hochmeister des Ordens, Hermann von Salza, wurde 1211 vom König von Ungarn in das siebenbürgische Burzenland berufen, um die Kumanen zu christianisieren. Die Abberufung erfolgte bereits 1225 wegen Vorbehalten der ungarischen Krone bezüglich der beginnenden Territorialbildung des Ordens. Daraufhin wurde der Orden von Herzog Konrad von Masowien zur Christianisierung der Pruzzen gerufen, gegen Überlassung Kulmerlands. Der Sitz des Ritterordens wurde nach dem Verlust Akkons 1291 nach Venedig, 1309 in die Marienburg, 1466 nach Königsberg verlegt. Von der Weichsel aus nahm der Orden durch Ansiedeln deutscher Bauern und Städtegründungen nahezu ganz Preußen in Besitz und dehnte sich durch die Vereinigung mit dem Schwertbrüderorden (1237) nach Kur- und Livland aus. Im 14. Jh. dehnte sich das Ordensgebiet bis an den Peipus-See im Osten und bis nach Pommern im Westen aus. Die Blüte erreichte der Deutsche Orden unter dem in der Marienburg residierenden Hochmeister Winrich von Kniprode (1351-1382). Dem vom General- oder Großkapitel auf Lebenszeit gewählten Hochmeister standen fünf Berater (Großgebietiger) zur Seite: Großkomtur (innere Verwaltung), Marschall (Kriegswesen), Spittler (Wohlfahrt), Trappier (Bekleidung) und Tressler (Finanzen). Die Zusammensetzung des Generalkapitels war im Mittelalter nicht geregelt, ihm gehörten u.a. der Landmeister von Livland und der Deutschmeister (Vertreter der deutschen Balleien) an. Es gab Ritter, Priester und dienende Brüder, seit dem 14. Jh. auch Schwestern. Im 15. Jh. begann der allmähliche Verfall des Ordensstaats, bis Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach 1525 den Großteil des Gebiets in das protestantische Herzogtum Preußen (Ostpreußen) umwandelte. Danach war der katholisch gebliebene Teil des Ordens auf einige zerstreute Gebiete in Süd- und Westdeutschland angewiesen. Sitz des Deutsch- bzw. Hochmeisters wurde Mergentheim/Württemberg. Napoleon löste 1809 den Ritterorden auf und säkularisierte den verbliebenen Landbesitz. Unter dem Schutz des österreichischen Kaisers Franz I. wurde der Orden 1835 als katholische Adelsgemeinschaft erneuert. Der Papst wandelte den wieder aufgeblühten priesterlichen Zweig 1926 unter der Bezeichnung "Brüder des Deutschen Ordens Sankt Mariens zu Jerusalem" zu einem rein geistlichen Orden mit Sitz in Wien um. Der "Deutschherrenorden" wurde als Laienorden 1960 mit Sitz in Frankfurt a.M. neu gebildet.
Der Deutsche Orden war seit 1226 im Besitz des Münzrechts. Die ersten Prägungen waren Brakteaten, 1355 wurde dem Orden die Erlaubnis erteilt, Heller zu schlagen. In der Hauptsache wurden Schillinge, unter Winrich von Kniprode Halbschoter gemünzt. In Mergentheim wurden Kreuzer und Taler (auch Teil- und Mehrfachstücke) sowie Dukaten als Handelsmünzen geprägt. In Katalogen sind die Ordensprägungen unter den deutschen Staaten eingeordnet, in englischsprachigen unter Teutonic Order.
2. Nach dem Vorbild der geistlichen Orden entstanden im Spätmittelalter von Monarchen gegründete weltliche Orden, die bekanntesten sind der englische Hosenbandorden (1350 gegründet) und der burgundische (später habsburgische) Orden vom Goldenen Vlies (1429 gegründet). Seit dem Spanischen Erbfolgekrieg beanspruchten die österreichischen und die spanischen Habsburger das Goldene Vlies als höchsten Orden. Die weltlichen Orden der Herrscherhäuser wurden zunächst nach dem Stand, also für Mitglieder des Königshauses und ihm nahestehende Personen, vergeben. Sie bestanden auch bei Verlust des Landes fort, wobei eine Ordensregierung (Kapitel) den Fortbestand garantierte und die Mitgliedschaft regelte. Später löste die ursprüngliche Mitgliedschaft nach dem Stand in der Regel die Mitgliedschaft als Auszeichnung für besondere Verdienste ab.
3. Die Bezeichnung Orden ging allmählich von der Gemeinschaft auf die Ordensembleme (Kleinodien, Stern, Kreuz) über. Abzeichen wurden als Zeichen der Mitgliedschaft verliehen, Ehren-, Verdienst- und Tapferkeitszeichen sind Auszeichnungen, die für besondere militärische oder zivile Verdienste verliehen wurden. In Frankreich wurden die königlichen Orden 1791 abgeschafft und durch die Stiftung der Ehrenlegion 1802 ersetzt. Die Verdienstorden der Ehrenlegion im 5-Klassen-System wurde zum Vorbild für fast alle Länder: Die unterste Stufe (5. Klasse) bildet das Ritterkreuz, die 4. Klasse das Offizierskreuz (mit schmalem Band), die 3. Klasse das Komtur- oder Kommandeurskreuz (mit Halsband), die 2. Klasse das Großkomtur- oder Großoffizierskreuz (mit Halsband und Stern) und schließlich das Großkreuz (großes Band mit Kleinod und Bruststern). Seit den Befreiungskriegen gegen Napoleon werden auch Verdienstmedaillen verliehen, die ähnlich wie die Orden aussehen und deshalb häufig mit ihnen verwechselt werden, wie z.B. das seit 1813 verliehene Eiserne Kreuz.