Definition der Münzqualität: Prägequalität und Erhaltungsgrad von Münzen
Die Qualitätsbemessung von Münzen ist selbst für Münzspezialisten keine einfache Angelegenheit. Es gibt weltweit verschiedene Maßstäbe, die sich nach unterschiedlichen Kriterien richten. Eine direkte Konvertierung erweist sich hier häufig als unmöglich.
Im deutschen Erhaltungssystem ist durch die zahlreichen Abstufungen eine differenziertere Einordnung möglich. Hier erfahren Sie, was die verschiedenen Erhaltungsgrade über Münzen aussagen sowie welche Abkürzungen für welchen Erhaltungszustand der Münzen in Ihrer Sammlung stehen. Erfahren Sie auch, welche Merkmale die Münzenqualität bestimmen.


Die gängigsten Prägequalitäten und Erhaltungsgrade in der Münzen-Welt
Polierte Platte „PP“
Dieses Prädikat gilt als höchste Prägequalität der modernen Münzprägung. PP-Münzen werden in einem sehr aufwendigen Verfahren hergestellt. Es werden ausschließlich polierte Münzrohlinge verwendet und auch die Prägewerkzeuge werden vor jedem Abschlag poliert. Die Prägestempel müssen dabei bereits nach kurzer Zeit ausgetauscht werden, um die hohe Qualität zu gewährleisten.
Die so entstandenen Münzen werden einzeln und von Hand dem Prägestock entnommen und unmittelbar im Anschluss verpackt. Diese Münzen dürfen keine Kratzer oder Fingerabdrücke aufweisen. Diese Einzelfertigung kann natürlich nur in geringer Auflage und unter hohen Kosten durchgeführt werden. Münzen dieser Qualität werden ausschließlich für Sammler hergestellt. Man erkennt sie daran, dass Relief und Feld im Wechsel matt und spiegelnd beschaffen sind.
Spiegelglanz „sp“ oder Proof-Like „PL“
Die Herstellung dieser Münzen unterscheidet sich gegenüber PP-Stücken dadurch, dass lediglich die Stempel poliert werden, aber bei dem verwendeten Münzrohling darauf verzichtet wird. Diese Münzen glänzen gleichmäßig. Sie dürfen keine Kratzer oder andere Beschädigungen aufweisen und sollten in Kapseln aufbewahrt werden.
Stempelglanz „st“
Das wichtigste Merkmal dieser Münzen ist der edle Metallglanz, wie er nur bei unzirkulierten Münzen zu sehen ist. Mit bloßem Auge sollten keine Beschädigungen wie Kratzer, Randschäden oder Abnutzungsspuren erkennbar sein. Oft wird in Katalogen auch die Abkürzung „unc.“ (unzirkuliert) für diese Erhaltung verwendet.
vorzüglich „vz“
Eine vorzügliche Münze darf nur kurz im Umlauf gewesen sein und entsprechend nur leichte Beschädigungen oder Abnutzungsspuren aufweisen.
sehr schön „ss“
Münzen dieses Erhaltungsgrades waren bereits längere Zeit im Umlauf. Sie weisen deutliche Abnutzungsspuren auf. Auch Kratzer und Randschäden müssen toleriert werden.
schön „s“
Diesem Erhaltungsgrad ordnet man Münzen zu, die zwar Kratzer, Randschäden und eine stark abgenutzte Oberfläche haben, jedoch eindeutig bestimmbar sind.
sehr gut „sg“
Hier handelt es sich um Münzen, die sehr starke Abnutzungen zeigen. Randschäden, Einschläge und tiefe Kratzer müssen akzeptiert werden. Diese Stücke sind nur noch von Experten zu bestimmen.
gut „g“
Im Grunde sind Münzen in diesem Erhaltungszustand keine sammelwürdigen Stücke. Gelegentlich werden Münzen dieses Erhaltungsgrades als Belegexemplar in Sammlungen aufgenommen. Das Münzbild ist völlig abgenutzt: Auch starke Schäden wie Kerben, Dellen und Verbiegungen können eine solche Münze unkenntlich oder unbestimmbar machen.

Zwischenerhaltungen: eine noch exaktere Bestimmung des Erhaltungsgrades von Münzen
Um die Qualität einer Münze noch genauer einordnen zu können, gibt es die sogenannten Zwischenerhaltungen. Hier wählt man zunächst eine Basisqualität aus und bewertet die Tendenz zur nächstbesseren oder -schlechteren Erhaltung.
Gekennzeichnet werden diese Zwischenstufen wie folgt:
- vz-st: Die Erhaltung liegt zwischen „vorzüglich“ und „Stempelglanz“
- ss-vz: Die Erhaltung liegt zwischen „sehr schön“ und „vorzüglich“
- s-ss: Die Erhaltung liegt zwischen „schön“ und „sehr schön“
Qualität antiker und historischer Münzen
Für die Einstufung antiker und historischer Münzen verwendet man ebenfalls die im vorstehenden Abschnitt verwendeten Abkürzungen. Da hier aber zusätzlich Prägetechnik und Alter berücksichtigt werden müssen, weichen die Bewertungskriterien ein wenig ab.
prägefrisch „pfr“
Dies ist die beste Erhaltungsstufe für antike Münzen. Sie ist äußerst selten anzutreffen und stellt daher den größten Wert dar.
vorzüglich „vz“
Bei dieser Erhaltung ist das Münzbild klar ausgeprägt und zentriert, ohne Ausbrüche und Kratzspuren.
sehr schön „ss“
Dieser Erhaltungsgrad historischer Münzen ist am häufigsten anzutreffen. Folgende Bedingungen sollten erfüllt sein: Die Porträts und Figuren sollen sich reliefartig vom Münzgrund abheben und die Konturen noch deutlich erkennbar sein. Details dürfen zwar schon abgegriffen, die Umschrift sollte aber noch lesbar sein. Flecken und Verfärbungen stellen keine Qualitätsminderung dar.
schön „s“
Bei dieser Erhaltungsstufe muss der abgebildete Herrscher noch an bestimmten Merkmalen zu erkennen sein. Die Umschrift ist nur noch teilweise, die Porträts sind in Konturen zu erkennen. Ausbrüche oder Kerben dürfen ebenfalls auftreten. Bei spätrömischen Prägungen ist dies die durchschnittliche Erhaltung.
Sonderbezeichnungen
In Katalogen findet man auch Abkürzungen von Erhaltungsgraden, die sich auf die Herstellung der Münze beziehen. Das sagen die Bezeichnungen über die Münzenqualität aus:
bankfrisch „bfr“
Münzen mit diesem Erhaltungsgrad stammen aus maschineller Serienfertigung. Die Schrötlinge und Prägewerkzeuge werden bei diesen Stücken nicht besonders behandelt, sodass hier fertigungsbedingte Schlag-, Druck- und Scheuerspuren (Schlieren) auftreten können.
handgehoben „hdg“
Diese Münzen werden ähnlich gefertigt wie die bankfrischen Stücke. Eine handgehobene Münze wird aber, wie der Name schon sagt, von Hand aus der Maschine gehoben. Diese Münzen sollten immer verkapselt werden.
Erstabschlag
Als Erstabschlag werden Münzen bezeichnet, die mit einem neuen Prägestempel hergestellt werden. Je nach Qualität des Stempelmaterials können dies die ersten 50-200 Münzen sein. Diese Stücke haben weder Kratzer noch sonstige Verletzungen. Sie ähneln sehr den PP-Münzen. Da aber der Schrötling nicht poliert wird, glänzt zwar der Hintergrund, spiegelt jedoch nicht. Wie auch bei PP-Münzen ist hier eine Münzkapsel zu empfehlen.
Probe „p“
Gegenüber dem Erstabschlag werden bei einer Probe nur eine Handvoll Exemplare geprägt. Danach wird die Fertigung eingestellt. Diese Münzen sind lediglich Prototypen und dienen hauptsächlich dem Justieren des Prägeautomaten und der Korrektur möglicher Stempelfehler. Sie sind meist durch ein kleines „p“ (Probe) gekennzeichnet und heiß begehrte Sammelobjekte.
Prägequalität und Erhaltungszustand – Münzen und ihr Sammlerwert
Unter den Fans der Numismatik gilt generell: Je seltener eine Münzprägung oder eine Herstellungsweise und je höher der Erhaltungsgrad der Münze, desto begehrter sind die Stücke. Bei historischen Münzen kann selbstverständlich auch eine Münze minderen Erhaltungsgrades ein ganz besonderes Stück für Sammler sein, wenn zum Beispiel nur noch sehr wenige Exemplare aus der jeweiligen Zeit erhalten sind. Dennoch lässt sich zusammenfassen: Wohl jeder Münzsammler erfreut sich über eine hohe Münzenqualität und einen höchstmöglichen Erhaltungsgrad seiner Münzen.