Münzprägung im Wandel der Zeit
Wie werden Münzen geprägt?
Sie sind klein, meist rund, manchmal einfach gehalten, oft jedoch detailreich und filigran geprägt – Münzen sind Alltagsgegenstand, Wertanlage, Zeitzeuge und Sammelobjekt in einem! Heute stellen die zahlungskräftigen Gepräge mit ihrem modernen Aussehen eine absolute Selbstverständlichkeit für uns dar. Im Laufe der Zeit haben sie sich jedoch stark verändert – und das hängt entscheidend mit der Art der Münzen Prägung zusammen!
Als die ersten Gepräge im späten 7. Jh. v. Chr. entstanden, hatten sie noch ein völlig anderes Aussehen. Erst im Laufe der Geschichte fand man immer neue Methoden, um die Münzen Prägung effizienter und präziser zu gestalten. Dabei schuf der technische Fortschritt eine wichtige Grundlage, denn ohne neue Maschinen würde sich die Münzprägung wohl noch immer auf dem Stand der frühen Neuzeit bewegen.
Sie unterlagen einigen Veränderungen, die kleinen Stücke in unseren Geldbeuteln und Münzsammlungen – doch welche waren das genau? Um diese Frage klären zu können erfahren Sie hier, wie die Münzprägung im Laufe der Jahrhunderte funktionierte, welche Probleme neue Techniken lösten und ob man sich heute völlig auf die modernen Verfahren verlässt oder ob traditionelle Methoden der Münzen Prägung ein Revival erleben.


In einem runden Gefäß werden Münzen für die Prägung gegossen
Von den Anfängen der Münzprägung: Gegossene Münzen
Das Gießen von Münzen bildet die älteste bekannte Herstellungstechnik der Geschichte. Die aus China stammenden vormünzlichen Zahlungsmittel wie Spaten- oder Messermünzen gehören dabei zu den bekanntesten Vertretern dieser Gattung. Weitere Beispiele: die bis ins 20. Jahrhundert ebenfalls in China hergestellten Ch’ien oder Käsch-Münzen sowie die im 3. Jh. v. Chr. entstandenen römischen Bronzemünzen und die keltischen Potinmünzen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.
Das älteste Münzprägeverfahren ist gleichzeitig auch das einfachste: Eine Form aus Ton, Formsand, Stein oder Gips wird mit einer schmelzflüssigen Legierung ausgegossen. Beim Erkalten und Herauslösen wird die fertige Münze sichtbar. Während die Gepräge massiv waren, zeichneten sich ihre Motive durch eher weiche, fließende Kanten aus.
Obwohl das Gießen die älteste Art der Münzen Prägung ist, spielt sie in Europa eine untergeordnete Rolle – in Asien jedoch ist das Gießverfahren um ein Vielfaches bedeutsamer! Die Kehrseite jener simplen Methode war, dass sich Geldfälscher gerne dieser Technik bedienten. Sie brauchten nur eine Münze in weichen Ton einzudrücken und hatten so eine funktionsfähige Form, um Münzen gießen zu können. Ein Problem, das gelöst werden musste!

Illustration eines Mannes, der eine Münzprägung in Form von Hammerprägung durchführt
Die Münzen Prägung der Antike und des Mittelalters: Hammerprägungen
Vom 7. Jh. v. Chr. bis zur Renaissance (ca. 15./16. Jh.) war die Hammerprägung die dominierende Technik zur Münzen Prägung. Die Münzrohlinge (Ronde oder Schrötling) wurden in den festgespannten Unterstempel (Stock) gelegt. Darauf kam der Oberstempel (Eisen), auf den Schläge mit dem Hammer ausgeführt wurden. Der Vorteil dieses Prägeverfahrens: es war ortsunabhängig. Antike und mittelalterliche Armeen profitierten davon, direkt nach einer Eroberung mit dem erbeuteten Silber oder Gold mit der Münzen Prägung beginnen zu können. Der Nachteil der Hammerprägung war jedoch, dass häufig sogenannte Doppelprägungen oder dezentrierte Münzbilder entstanden.
Beispiele für Hammerprägungen sind die sehr dünnen mittelalterlichen Brakteate oder die verschiedenen Groschen des Hochmittelalters. Mit der Hammerprägung entwickelte sich die Münzprägung vom einfachen Gießen eines Geldstücks hin zu einem dynamischen, mit Krafteinwirkung verbundenen Herstellungsprozess, welcher die Grundlage für alle folgenden Fertigungsverfahren darstellen sollte.

Illustration eines Mannes, der eine Münzprägung mit einem Klippwerk umsetzt
Wie Einfallsreichtum die Muskelkraft ersetzte: Prägen mit dem Klippwerk
Mit dem Aufkommen großer Gepräge zum Ende des 15. Jahrhunderts hin wurde deutlich, dass die Hammerprägung einer anderen Technik zur Münzen Prägung weichen musste. Die Lösung fand sich in der Entwicklung des Klippwerks, auch Fall- oder Schlagwerk genannt. Diese Vorrichtung wurde erstmals um 1484 in der Münze zu Hall/Tirol eingesetzt und ermöglichte es den Münzmeistern die Gepräge mit weniger Kraftaufwand, sauberen Münzrändern und richtig zentrierten Münzbildern herzustellen.
Beim Klippwerk wurde der Oberstempel in einen Metallzylinder montiert, der wiederum in einen Rahmen eingelassen war. Mittels eines Flaschenzugs wurden Stempel und Zylinder angehoben. Wurde der Mechanismus ausgelöst, schlug das Prägewerkzeug durch sein hohes Eigengewicht mit großer Kraft auf den im Prägestock positionierten Münzrohling. Durch diese Art der Münzen Prägung entstanden etwa die großen Guldengroschen sowie die diversen Talerprägungen.

Illustration von zwei Walzen für die Münzprägung
Die Antwort auf den gestiegenen Geldbedarf: die Walzenprägung
Als im 16. Jh. der Geldbedarf ständig stieg, suchte man nach Wegen für eine schnellere Münzprägung. Als der Mechaniker Hans Vogel aus Zürich schließlich das sogenannte Walzenprägewerk entwickelte, brachte Erzherzog Ferdinand II. jener Innovation großes Interesse entgegen. So wurde 1566/67 auf dessen Veranlassung in Mühlau bei Innsbruck das erste dauerhaft funktionierende Walzprägewerk installiert. Im Jahr 1571 verlegte man die Prägestätte auf die Burg Hasegg nach Hall in Tirol. Bereits ein Jahr später löste die Walzenprägung die Hammerprägung bei der Herstellung von Großmünzen gänzlich ab.
Die Technik des Walzenprägens war ebenso einfach wie effizient: Wasserkraft trieb zwei Metallwalzen an, in welche bis zu 19 Ober- und Unterstempel eingraviert waren. Die Walzen wurden mit Metallblechen beschickt, die nach dem Walzvorgang als Zainen dem Werk entnommen werden konnten. Jetzt mussten nur noch die Münzen aus dem Zain ausgeschnitten oder gestanzt und die fertigen Stücke zwischen Bleiplatten gerichtet werden. Dieser letzte, manuell vorgenommene Vorgang wurde oft nur sehr flüchtig ausgeführt. Die Folge war, dass die Münzen eine für das Walzenprägeverfahren typische Wölbung aufwiesen.

Zwei mit dem Taschenprägewerk hergestellte Münzen
Techniken verbessern: das Taschenprägewerk
Das Taschenprägewerk bildet eine Variante des Walzenprägewerks. Hier wurden in die Walzen Haltevorrichtungen („Taschen“) eingelassen. In diese Taschen konnten nach Belieben neue Stempel eingesetzt werden. Außerdem konnte man beschädigte oder abgenutzte Stempel ohne Walzenwechsel austauschen. Ein weiterer Vorteil: Taschenwerke konnten von einer einzigen Person bedient werden! Aufgrund der geringeren Rüstzeiten und der höheren Standzeit gab man dieser

Spindel für die Prägung von Münzen
Ein großer Schritt hin zur heutigen Münze: die Spindelprägung
Bei der Spindelprägung wurden die Münzplättchen vor dem Prägen ausgestanzt. Dies war eine völlig neue Herangehensweise bei der Münzprägung, da bisher erst zum Schluss die runde Münzform zustande kam. Da diese Plättchen kreisrund waren, konnte nun auch eine Rändelung oder eine Randschrift aufgebracht werden – eine echte Revolution!
Das wichtigste Bauteil eines Spindelwerkes, auch Stoß- oder Balancierwerk genannt, war die senkrecht stehende Spindel. Am Kopf dieser Spindel war eine horizontale Tragstange angebracht, an deren Enden Gewichte befestigt waren. Die Arme der Tragstange wurden von Hand angestoßen, und die Fliehkraft der Gewichte drehte die Spindel, an deren unterem Ende der Stempel angebracht war. Die langsame Drehung sorgte für den gleichmäßigen Druck des Stempels auf das im Stock liegende Plättchen. Doppelprägungen durch Rückfedern des Stempels wurden dadurch vermieden. Die Bestückung mit Schrötlingen und die Entnahme der geprägten Stücke erfolgten weiterhin per Hand. Das Spindelprägewerk fand bis ins 19. Jahrhundert Anwendung.

Illustration eines Kniehebelprägewerks für die Münzprägung
Massenfertigung trifft auf Einfallsreichtum: das Kniehebelprägewerk
Im Jahr 1817 erfand der Mechaniker Dietrich Uhlhorn aus Grevenbroich das nach seinem Aufbau benannte Kniehebelprägewerk. Die Mechanik beruht darauf, dass ein Hebel in der Form eines gebogenen Knies die Kraft überträgt. Die beiden ungleich langen Hebelarme drehen sich beim Prägevorgang exzentrisch um eine feste Achse. Mit einem Schwungrad wird der senkrechte Hebelarm in eine Pendelbewegung versetzt. Diese Bewegung wird über einen Zapfen auf den Oberstempel übertragen, der sich nach unten bewegt. Während der Münzprägung wird der Unterstempel geringfügig gedreht, so dass durch diese Scherbewegung das Münzbild auch ohne großen Druck in das Material geschnitten wird.
Da ein solches Prägewerk zwischen 40 und 75 Münzen pro Minute produzieren konnte und auch ganz bequem von einer Person bedient werden konnte, entsprach das Kniehebelwerk exakt den Ansprüchen des frühen 19. Jahrhunderts. Der Franzose Thonnelier betrieb diese Prägemaschine erstmals durch Dampfkraft. Den Dampfantrieb löste später der Elektromotor ab, der auch die heutigen Prägemaschinen am Laufen hält. Damit war die Münzprägung offiziell in der Moderne angekommen.

Prägestempel für Münzen-Prägemaschinen
Moderne Münzen Prägung: Tradition trifft auf Innovation
Heute gestalten zunächst Graveure meist am Computer das zukünftige Motiv. Nach Freigabe des Entwurfs wird die gespeicherte Datei von einer Maschine gelesen. Diese fräst die Münzoberfläche in einen Stahlstempel – ein Vorgang, der bis zu sieben Stunden Zeit in Anspruch nimmt!
Das fertige Stück ist der sogenannte Ur-Stempel, aus dem unter dem hohen Druck von 50 Tonnen die sogenannte Matrize hergestellt wird – ein negatives Abbild der Münzoberfläche. Dieser Vorgang wird mit der Matrize wiederholt, um die sogenannten Arbeits-Patrizen zu erhalten. Aus den Arbeits-Patrizen entstehen die eigentlichen Prägestempel für die Prägemaschinen.
Während die Automaten noch von Hand bestückt werden, übernimmt die Maschine die eigentliche Prägearbeit. Solche Prägemaschinen erlauben mehr als ein Dutzend Münzen pro Sekunde zu prägen! Weitere innovative Veredelungsverfahren finden heute bei modernen Sammlerausgaben Anwendung und erschaffen so ein numismatisches Gesamtkunstwerk. Immer wieder werden für spezielle Sonderausgaben jedoch auch traditionelle Techniken der Münzprägung bemüht. In Handarbeit produzierte Details stellen einen großen Faktor für die Wertigkeit der Ausgabe dar und stehen bei Sammlern hoch im Kurs.
Sie sehen, im Laufe der Geschichte gab es eine Vielzahl an Prägeverfahren, die stets Lösungen zu den jeweiligen Problematiken ihrer Epoche bildeten. Von den einfachen gegossenen Exemplaren hin zu den filigranen und zum Teil mehrfach veredelten Exklusiv-Ausgaben unserer heutigen Zeit war es ein langer Weg – und Münzfreunde dürfen weiterhin gespannt sein, welche Innovationen die Numismatik noch bereithalten wird!